Nur acht Interessenten für Bürgerwind
„Wie viele Windräder verträgt Rannungen“, wollte die Bürgerliste wissen und hatte deshalb zu einem Bürgerforum eingeladen. Gleichzeitig sollte die Frage erörtert werden, inwiefern sich die Rannunger in Form von Bürgerwindrädern beteiligen können. Dazu hielt Mario Fürst, Geschäftsführer der „Deutschen Bürger Energie“ (DBE) mit Sitz in Nürnberg ein Referat.
Die Ausweisung großer Vorrangflächen rund um den Ort hat in Rannungen zu viel Unmut geführt. Wenn das Unheil womöglich nicht zu verhindern sei, dann sollte die Bevölkerung besser profitieren, war daher ein Thema des Abends.
Mario Fürst stellte zunächst ausführlich sein Unternehmen und dessen Strategie vor. Nur mit immer mehr Gemeinschaftswindrädern könnten sich die Bürgerwindradgenossenschaften zu einer echten Konkurrenz für die großen Energieversorger entwickeln und langfristig den Strompreis drücken, so Fürst.
Allerdings löste die garantierte Grundrendite von vier Prozent nicht gerade Begeisterungsstürme in der Versammlung aus. Acht Prozent seien mit der DBE nicht zu machen, stellte der Geschäftsführer klar. Das Unternehmen müsse am Ende auch halten können, was es verspreche. Sitz einer „Bürger-Windpark“-Gesellschaft wäre Rannungen.
Die Gewerbesteuer würde daher im Ort bleiben. Rund zwei Millionen Euro Eigenkapital müssten Rannunger Anteilsnehmer aufbringen, bei geschätzten Anschaffungskosten von sechs Millionen Euro für zwei Windräder. Sollte dieser Betrag nicht zusammenkommen, wäre das kein Problem, da man Auswärtige dazunehmen könnte. Mindestbeteiligung wäre ein Anteil, der 1050 Euro entspräche. Erträge von Windrädern an schlechteren Standorten würden am Ende vom Ertrag derjenigen mit höherer Effektivität ausgeglichen. So könne der Mindestertrag garantiert werden. Was darüber hinaus erwirtschaftet werde, kommt natürlich ebenfalls den Anliegern zugute. Richtige Begeisterung kam immer noch nicht auf.
Fürst ließ schließlich eine Probeabstimmung durchführen, wer überhaupt grundsätzlich Interesse an einer Beteiligung habe. Nur acht der etwa 50 Versammlungsteilnehmer hoben die Hand.
Diskussionsleiter Werner Keller hatte vorher die Geschichte der Rannunger Windräder nochmals Revue passieren lassen. Schon lange vor Fukushima sei der Gemeinderat übereingekommen, regenerative Energie auf Rannunger Gebiet zu installieren. Nachdem ein zunächst favorisierter Standort „Am Stein“ auch wegen Widerstands von Bürgern wieder verworfen wurde, habe der Gemeinderat unter Einbeziehung der Bürger für viel Geld Konzentrationsflächen ausgewiesen. Dafür gab es Beifall sowohl von den Behörden, als auch an den Medien. Inzwischen erzeugen drei Windräder Strom. Für weitere drei wäre in der Konzentrationsfläche noch Platz.
Doch ohne Rücksicht auf die Rannunger Windkraftfläche habe der regionale Planungsverband nach eigenen Kriterien Vorrang- und Vorbehaltsgebiete festgelegt. Zu den ursprünglich 35 Hektar bei Rannungen kamen dadurch weitere 175 Hektar. So könnte das Dorf von bis zu 30 Windrädern umgeben werden. Aber auch 17 bis 18 Windräder, wie sie im ähnlich strukturierten Unsleben wohl Realität werden, würden viele Rannunger als Bedrohung für ihre Lebensqualität ansehen.
Alt-Bürgermeister Manfred Hofmann forderte energisches Vorgehen. Es habe ihn geradezu „von den Socken gehauen“, dass rückgängige Bevölkerungszahlen als Kriterium für noch mehr Windräder herhalten müssen.
Die vorausschauende Politik wurde aber auch kritisiert. Durch die Ausweisung von Konzentrationszonen habe man den Eindruck vermittelt, dass Windräder in Rannungen uneingeschränkt willkommen seien, merkte ein Bürger an. Mit Bürgerwindrädern könnte dieser Eindruck ungewollt verstärkt werden.
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