Genossenschafter für Solarparks gesucht
Rund 7500 Menschen aus Hoyerswerda und Umgebung sind derzeit als Genossenschafter Miteigentümer der LebensRäume. Am Donnerstag wird sich zeigen, ob sich das Genossenschaftsmodell, das Ältere sicher noch vom Konsum her kennen, hier dazu eignet, Strom herzustellen.Am Abend wirbt die DBE Deutsche BürgerEnergie-Genossenschaft in der Lausitzhalle um Mitglieder und damit um Kapital: Es geht ihr um den Betrieb zweier Solar-Felder in der Stadt mit einer Maximalleistung von in summa ca. vier Megawatt.
Wer ist die DBE Deutsche BürgerEnergie-Genossenschaft?
Ins Handelsregister eingetragen wurde die Genossenschaft mit Sitz im fränkischen Nürnberg im November 2011. Ihre beiden Vorstände sind Mario Fürst (40) aus Bürgstadt und Swen Hansen (38) aus Feucht. Nach eigenen Angaben ist sie derzeit unter den 800 in Deutschland aktiven Energiegenossenschaften die einzige, die bundesweit aktiv ist. Die DBE ist bisher an Betreibergesellschaften für Solarparks in Halle-Saale, Johanngeorgenstadt (Erzgebirge), Wilkau-Haßlau (bei Zwickau), Wachtendonk (Nordrhein-Westfalen), Unterhaid sowie Elfershausen (beide Franken) beteiligt. Bisher erzeugt die Genossenschaft nur Strom, um ihn ins Netz einzuspeisen. Ab Herbst will sie aber auch als Stromanbieter auftreten.
Worum geht es der DBE in Hoyerswerda?
Zunächst in Rede steht eine Beteiligung an der Bürgersolarpark Hoyerswerda GmbH & Co. KG, die den derzeit entstehenden Solarpark Nardt Südwest (2,3 MW) betreiben soll. Er war von der kommunalen Entwicklungsgesellschaft EEH projektiert worden, die hier schon ein Genossenschaftsmodell ins Auge gefasst hatte. „Nur eine Anlage wäre für so eine Genossenschaft aber zu klein. Die DBE hat hingegen bereits ein gewisses Grundvolumen“, sagt EEH-Chef Dr. Thomas Schmidt. Zudem verweist er auch darauf, dass es Monate dauere, um eine Genossenschaft zu gründen. Letztlich hat die EEH ihr Projekt in Nardt also für das DBE-Modell verkauft. Gleiches gilt für die Planungen zu einem weiteren Solarpark, nämlich jenem zuletzt sehr heftig umstrittenen in Zeißig.
Welche wirtschaftlichen Kennziffern gelten für DBE-Genossenschafter?
Mitmachen kann man ab 1 050 Euro, wobei je 500 Euro als Genossenschaftsanteil beziehungsweise als (rückzahlbares) Darlehen und weitere 50 Euro als Beitrittsgebühr fällig werden. Die DBE spricht von „Energiepaketen“. Maximal kann man als Genossenschafter 100 davon erwerben, also letztlich 105 000 Euro anlegen. „Die DBE erwartet eine Rendite von durchschnittlich 6,4 Prozent pro Jahr, die jedem Mitglied nach Beschluss durch die jährliche Generalversammlung ausgezahlt wird“, heißt es in einer Mitteilung der Genossenschaft zur Infoveranstaltung am Donnerstag. Mindestlaufzeit sind zwanzig Jahre.
Wie viel Genossenschafter braucht die DBE in Hoyerswerda?
Das hängt sehr stark davon ab, wie viel Geld der Einzelne einzahlen will. Die DBE kalkuliert zunächst mit 495 Genossenschaftern à 1 050 Euro. Laut Vorstand Mario Fürst sind es bei den anderen Solarparks aber in der Regel nur 15 bis 20 Beteiligte, die entsprechend mehr Geld eingelegt haben. Kommt nicht genügend Kapital zusammen, wäre es auch denkbar, dass die Genossenschaft nicht alle Geschäftsanteile an der Betreiber-GmbH übernimmt. Dann würde der Rest bei der LVC-Gruppe (LVC Project GmbH, LVC Invest GmbH) verbleiben, die derzeit in Nardt-Südwest baut und personell mit der DBE verquickt ist.
Welche Risiken gibt es bei einer Beteiligung?
Wie bei Genossenschaften üblich, ist eine Nachschusspflicht für Mitglieder im Falle einer Insolvenz ausgeschlossen. Für deren Verbindlichkeiten haftet lediglich das Genossenschaftsvermögen. Überwacht wird die Tätigkeit der DBE vom Prüfungsverband des Bayerischen Genossenschaftsverbandes. Derzeit, sagt er, sei „eine Gefährdung nicht erkennbar“.
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